Fliegerangriff 1944 auf Staudt

2. März 1944

Feindfliegerangriff 2.3.1944 StaudtAm 2. März 1944 jährt sich zum 80. Mal der Fliegerangriff der US-Army Air Force auf Staudt. Seinerzeit wurde über 1.000 Brandbomben auf die Staudter Gemarkung geworfen, von denen 250 bis 300 auf den Ortbering fielen und massive Gebäudeschäden verursachten. Total zerstört wurden 9 Wohnhäuser und 9 Scheunen. Leichtere Beschädigungen erlitten 12 Wohnhäuser und sonstige Gebäude. Zu Tode oder zu Schaden kamen keine Personen, aber 61 Personen wurden obdachlos.

Der Angriff reiht sich in eine hohe Anzahl von Luftangriffen in unserer Region ein (zum Teil mit wesentlich höheren Schäden, z. B. Höhr Grenzhausen mehrfach in 1942, Ebernhahn mit 52 Toten am 11. März 1945). Zudem wurden am 6. März 1944 bereits der erste Angriff der USAAF auf Berlin bei Tag geflogen. Die Angriffe verursachten in der Bevölkerung sehr große Angst und Schrecken.

Quellen:

Die Quellenlage dazu ist eigentlich gar nicht so schlecht. Es gibt den Bericht das Luftschutzwartes, einen Eintrag in der Schulchronik und Augenzeugenberichte; dort sogar in Buchform (Gottfried Meuer). Alles das habe ich unten aufgeführt.

Zudem existieren die Rechnungen der Reparaturarbeiten und die Brandversicherungsdokumente. Diese sind aber noch nicht analysiert und aufgearbeitet. Was zudem noch fehlt ist eine Recherche in US-Archiven. Wer Interesse hat, sich näher mit dem Thema zu befasse, kann sich gerne bei mir melden!  Ich unterstütze gerne.

Mögliches Angriffsziel:

Das mögliche Angriffsziel lässt sich leider nicht aufklären, ohne den Einsatzbefahl zu kennen, welcher in US-Archiven schlummert bzw. schlummern könnte. Für einen gezielten Angriff spricht die verwendete Zielmarkierung (sogenannte „Christbäume“). Was könnte das Ziel gewesen sein? Aus meiner Sicht: Zerstörung der Infrastruktur. Durch Staudt verlief zu dieser Zeit zwischen der Firma Osmose und dem Bahnhof Bannberscheid-Staudt eine Schmalspurbahn zum Transport von Kohle und Ton. Der Zerstörung könnte das Ziel gewesen sein – vielleicht wurde es auch ohne Befehl sondern „spontan“ auf dem Rückflug entscheiden, weil deutlich aus der Luft erkennbar. Vielleicht sollte auch nicht Staudt , sondern die nahegelegene Westerwald AG in Wirges getroffen werden. Es bleibt ohne Akteneinsicht spekulativ.

Hier der Bericht des Flugschutzwartes:

Staudt, den 5. März 1944

Betr.: Meldung über Feindfliegerangriff

Am 2.3.44 gegen 12,30 Uhr überflogen feindliche Flieger in ost-westlicher Richtung die hiesige Gegend und warfen über der hiesigen Gemarkung etwa 1000 bis 1200 Bomben ab, davon fielen auf den Ortsbereich 250 bis 300 Bomben.

Die Abwurfsmittel waren 30 kg. USA – Flüssigkeitsbrandbomben; Länge der Bomben 1,17 m. Herstellungsdatum ist November 1943

An Blindgängern wurden bisher 35 Stck. gezählt.

Personen kamen bei dem Angriff nicht zu Schaden.

Zwei Schweine erlitten Brandwunden, brauchten aber bisher noch nicht abgeschlachtet zu werden.

5 Gehöfte erlitten Totalschaden ( Haus – und Ökonomiegebäude ). Ferner erlitten an weiteren 3 Gehöften die Wohnhäuser Totalschaden, während die Scheunen teilweise beschädigt wurden. Außerdem erlitten an 4 Gehöften die Scheunen Totalschaden, während teilweise beschädigt wurden.
An einem weiteren Gehöft wurde das Wohnhaus stark beschädigt.

Leichtere Beschädigungen erlitten 12 Wohnhäuser und sonstige Gebäude.

Obdachlos, wurden 18 Familien mit insgesamt 61 Personen. Die Obdachlosen wurden sämtlich in der hiesigen Gemeinde vorläufig untergebracht.

Der Flurschaden kann wegen der zur Zeit liegenden Schneedecke nicht festgestellt werden.

Nach den gemachten Beobachtungen handelt es sich um einen Befehlsangriff. Angriffsziel konnte nicht einwandfrei festgestellt werden.

Es handelt sich hier um die Meldung, die der Luftschutzwart von Staudt, an seine vorgesetzte Dienststelle erstattete.

Adolf Freitag
Staudt/ Westerw.

Es leben nur noch wenige Zeitzeugen und diese  befanden sich damals im Kindesalter. Umso schöner ist, dass Gottfried Meuer seine Erinnerungen in Schriftform festgehalten hat.

Hier ein Auszug:

Geschichten von Gottfried Meuer, Staudt:

„Es war um die Mittagszeit, kurz zuvor ein heftiger Schneesturm und nun strahlend blauer Himmel. Da flog von Ost nach West, sozusagen im Rückflug ein starker Verband genau über uns und setzte seine Abwurfzeichen (Christbäume) und warf über tausend Brandbomben ab. Die Brandbomben wogen ungefähr einen Zentner, waren einen Meter hoch, 30 cm breit, waren mit Phosphor und Kautschuk gefüllt, hatten in der Mitte einen starken Sprengsatz und der Stahlmantel zerriss in kleine scharfe Splitter. Beim Aufschlag, bei der Detonation klebte die ganze Masse in einem großen Umkreis und brannte. Dadurch sind hier in Staudt mindestens 12 Häuser und Gehöfte abgebrannt. Fast wie durch ein Wunder ist aber niemand dabei umgekommen. Es waren ja noch sehr viele Leute draußen, die nach den Fliegern geguckt haben. Man kann sich heute diese Panik gar nicht mehr vorstellen. Nachts kam noch starker Frost und die armen Leute und das Vieh mussten untergebracht werden. Es wurden überall Schilder aufgestellt: Wer plündert, wird erschossen!“

Schulchronik:

Am 2. März 1944 erfolgte ein Luftangriff auf Staudt. Es fielen 300 schwere Brandbomben ins Dorf und etwa 600 in die nähere Umgebung. 13 Gebäude brannten nieder; sie wurden aber noch während des Krieges neu erstellt. Dicht um das Schulgebäude lagen vier Bomben, die aber nur geringen Sachschaden an der Schule verursachten. Personen wurden weder verletzt noch getötet.